Mai 2020: Milztumor vs. Milzhämatom

Auch für den erfahrenen Hundehalter ist das komisch: Gestern ging es dem Hund gut, alles war unauffällig und heute kann der geliebte Hund nicht mehr aufstehen.

Bei der klinischen Untersuchung fallen blasse Schleimhäute, ein reduziertes Allgemeinbefinden und vielleicht ein angespannter Bauch, der vielleicht Flüssigkeit enthält, auf. Bei der weiteren Diagnostik wird eine Anämie, also zuwenig rote Blutkörperchen, festgestellt. In der Bildgebung sieht man auf dem Röntgenbild entweder keine Bauchorgane. Dies kommt vor, wenn Flüssigkeit im Bauchraum ist. Möglicherweise sieht man aber auch eine Umfangsvermehrung. Der Ultraschall hilft die Umfangsvermehrung näher zu klassifizieren oder die vermutete Flüssigkeit zu bestätigen.

Nachdem die Verdachtsdiagnose gestellt wurde, bleibt die Frage was nun zu tun ist. Natürlich muss zuallerst der Hund kreislauftechnisch stabilisiert werden. Milztumore sind langezeit unerkannt. Die Tumore entstehen aus den Zellen der Blutgefäße und neigen dazu zu reißen. Damit kommt es zu Blutungen in die Bauchhöhle. Aus diesem Grund wird eine Infusion nur kurzfristig dem Hund helfen.

Um den Hund zu retten, bleibt also nur eine Operation. In der OP wird die blutende Milz entfernt. Diese Operation ist durchaus anspruchsvoll und damit auch mit Kosten verbunden.

Ein Milztumor ist meistens bösartig und hat zum Zeitpukt der Diagnose meistens schon gestreut. Mit einer Operation beträgt die mittlere Überlebenszeit ca. 6 Wochen. Viele Besitzer scheuen die Operationen und stellen nicht unberechtigt die Frage, ob es dann nicht besser wäre, den Hund zu euthanasieren und ihm nicht noch die Leiden einer Op und der Reconvaleszenz aufzubürden.

Allerdings ist ein Milzhämatom – also ein Bluterguß oder ein Milzriß – in den Symptomen identisch. Allerdings ist die Prognose komplett anders. Ein Milzhämatom wird mit einer Operation komplett geheilt. Leider kann man ein Milzhämatom nicht von einem Milztumor weder in der Diagnostik noch in der Operation voneinander zu unterscheiden. Erst wenn die entnommene Milz in die Pathologie gesendet wird, kommt die entscheidene Diagnose.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass man sich als Besitzer genau über die Möglichkeiten und Prognosen aufklären lässt, ehe man sich für eine Euthanasie entscheidet.

Dieses Bild zeigt eine massive Blutung mit Ruptur der Milz. Alles sprach für einen Milztumor. Die Besitzer stimmten trotzdem einer Operation zu. Nach der Operation wurde die Diagnose eines Milzhämatoms gestellt. Dem Patient geht es gut.